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ruh hofweg
Konzept

Zunehmende Symptomverschärfungen bei Kindern oder Jugendlichen und steigende Überlastungsreaktionen bei den Mitarbeitenden in Einrichtungen der ambulanten und stationären Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe führen nicht selten zu einem angeblich pädagogisch begründeten Abbruch der Hilfemaßnahme mit fatalen Folgen für die betroffenen Heranwachsenden. Seit einigen Jahren beschäftigt sich daher eine langsam wachsende Zahl von Fachleuten aus der Erziehungshilfe und angrenzenden Berufen mit den interdisziplinären Erkenntnissen der Psychotraumatologie und Neurophysiologie. Traumapädagogische Konzepte richten sich gegen eine Tabuisierung zwischenmenschlicher und institutioneller Gewalt, die in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe - wenn auch oftmals anders und subtiler als vor einigen Jahrzehnten - auch heute noch Realität ist.

Begegnet werden muss einer solchen Entwicklung, die Heranwachsende in ein stufenförmiges „Ausgrenzungskonzept“ pressen, mit »heilenden Gemeinschaften«, die den betroffenen Kindern und Jugendlichen mit Geduld und liebevoller Zugewandtheit begegnen müssen, um helfen zu können. Nur so können Kinder neue positive Erfahrungen über die Verlässlichkeit von Beziehungen, die Nützlichkeit erworbener Kompetenzen und den Wert innerer Orientierungen machen (vgl. Hüther, 2002,). Kinder, die aus ihrem familiären Umfeld herausgenommen wurden und in Einrichtungen untergebracht werden, haben ein Recht darauf, dass diese sich als solche »heilende Gemeinschaften « verstehen.

Handeln

Vom Symptom zur Wurzel
Der Umgang mit traumatisch belasteten Kindern und Jugendlichen im Sinne einer »Pädagogik des Sicheren Ortes« (Kühn, 2006) setzt eine mehrgleisige Vorgehensweise voraus:
Der «Sichere Ort»
Der erfahrene Verlust von Sicherheit in der äußeren Welt als einem »sicheren Ort« zerstört die Wahrnehmung eines inneren Sicherheitsgefühls des individuellen Selbst nachhaltig. Auf dem Weg zur Überwindung dieser Erfahrung bedarf der wieder zu erlangende »innere sichere Ort« eines »äußeren sicheren Ortes«, d. h. verlässliche, einschätzbare und zunehmend zu bewältigende Lebensraum- und Alltagsbedingungen.
Der «emotional-orientierte Dialog»
Traumatisierte Kinder denken nicht »berechnend«, sie »provozieren« nicht und »testen auch nicht unsere Grenzen«. Sie handeln im Sinne individueller Überlebensstrategien einfach nur entwicklungslogisch, nicht mehr und nicht weniger. Diese Überlebensstrategien sind als erworbene sinnhafte Kommunikationswege des Kindes mit seiner Umwelt zu verstehen. Auf dieser Kommunikationsebene sind kognitive Appelle an das kindliche Gewissen, unangepasstes Verhalten aufzugeben, nutzlos, wenn es zuvor nicht zu einer »emotionalen Berührung« (Vogt, 2003) zwischen Kind und Pädagogln gekommen ist.
Der «geschützte Handlungsraum»
Pädagogische Fachkräfte sind nicht »allmächtig«. Sie handeln und arbeiten mit dem, was sie als biografische Persönlichkeiten selber sind. Pädagogischer Auftrag in der Jugendhilfe ist es, Entwicklungsräume zu schaffen, in denen Kinder sich zu selbstbestimmten Persönlichkeiten entwickeln können. Ein geschützter Entwicklungsraum des Kindes und Jugendlichen braucht einen geschützten Handlungsraum der pädagogisch Arbeitenden.
Das Toleranzfenster
(window of tolerance)
Um Emotionen verarbeiten zu können braucht der Mensch eine auf ein verträgliches Maß gebremste emotionale Erregung. (Wut, Aggression, Trauer, etc.) wieder in einen Bereich bringt, der zum Nachdenken geeignet ist. Dieser Bereich ist das sogenannte Toleranzfenster (Ogden und Winston 2000). Nur im Window of Tolerance läuft der Verarbeitungsprozess zur Ressourcenaktivierung und damit zu nachhaltigen Entwicklungsschritten. Für die Entwicklung traumatisierter Kinder und Jugendlicher bedeutet dies zwangsläufig eine Grundregel der traumapädagogischen Arbeit: Nur wenn sie sich im Toleranzfenster befinden, sind Entwicklungsfortschritte möglich!